Wenn man sechs Kinder hat, tauchen solche Tage unvermeidlich auf: Alles passiert zur gleichen Zeit, jeder hat an so einem Tag einen wichtigen Termin und garantiert ist nichts zu verschieben.
Heute hatten Sebastian und Dennis, die beiden großen Buben, das Fahrrad mit zur Schule genommen, weil sie dort für den Fahrradführerschein, der übermorgen von der Polizei abgenommen wird, geübt haben. Also musste jemand zum Abholen kommen, denn alleine dürfen sie noch nicht nach Hause radeln. Gleichzeitig waren aber die anderen Kinder zu versorgen und wollten ihr Mittagessen bekommen, ich hatte einen wichtigen Telefontermin und mit Jacqueline und Dennis musste ich zum Augenarzt.
Was tun? Eine Praktikantin aus dem Kinderdorf hatte Zeit den Fahrrad-Dienst zu übernehmen, Dennis hat, kaum zu Hause, schnell etwas gegessen, währenddessen habe ich telefoniert und anschließend sind wir zum Arzt durchgestartet – irgendwie geht es ja dann doch immer.
Aber ich weiß jetzt schon, dass bis die Kinder im Juli in die Ferien fahren, wohl noch einige dieser Tage auf mich zukommen werden. Es sind Impfungen aufzufrischen, manche der Kinder müssen noch mal zum Zahnarzt gehen und einiges mehr.
Lieber cool als korrekt
Die Fahrradprüfung ist für Sebastian und Dennis übrigens eine große Sache. Sie müssen eine theoretische Prüfung ablegen und einen Parcours durch den Ort bewältigen. Wenn sie bestehen, bekommen sie einen Führerschein mit ihrem Foto, der es ihnen erlaubt, schon mit zehn anstatt erst mit zwölf Jahren alleine im Straßenverkehr zu radeln. Die Kinder müssen den Führerschein immer bei sich tragen und können tatsächlich mit Kontrollen rechnen.
Die Beiden sind schon ganz aufgeregt und lernen eifrig. Sie wollen die Prüfung unbedingt schaffen. Ganz einfach wird es aber nicht: Sebastian leidet hin und wieder an Prüfungsangst, die könnte ihm im Weg stehen. Und Dennis war beim Radfahren bisher doch eher recht draufgängerisch, da war es viel wichtiger, cool zu sein als auf den Verkehr zu achten. Und was Prüfungen angeht, kenne ich von ihm hauptsächlich die Verweigerungshaltung. Aber jetzt hat auch ihn der Ehrgeiz gepackt.
Ich drück den Beiden die Daumen!
Hallo Alexandra,
Was für ein toller Blog !!! Ich bewundere Deine Tätigkeit als SOS-Kinderdorfmutter und finde es super, einen kleinen Einblick in Euer Leben zu bekommen, und auch über SOS Kinderdörfer mehr zu erfahren. Bin schon auf die nächsten Berichte hier gespannt. Und für die Fahrradprüfung drück ich die Daumen, hoffentlich bekommen die beiden ihren Führerschein.
Liebe Grüsse aus Frankreich,
Nicola.
Einfach Toll!
Ja Nicola, Du hast recht. Die Arbeit von Alexandra und den SOS Kinderdörfern ist einfach toll.
Ich lese täglich diesen Blog mit großer Bewunderung, für das was diese Mutter diesen Kindern Gutes tut.
Eine Frage an Alexandra: Kann man Kinder aus einem SOS Kinderdorf auch adoptieren?
Viele Viele Grüße
Bernadette
Liebe Bernadette,
Kinder, die zur Adoption freigegeben wurden, werden von den Behörden in der Regel nach strengen Kriterien an Familien vermittelt, sie kommen nicht ins SOS-Kinderdorf.
Unter den Jungen und Mädchen, die bei uns leben, sind nur sehr wenige Waisen, und in den meisten Fällen haben die leiblichen Eltern weiterhin Kontakt zu ihren Kindern. Dies ist von den SOS-Kinderdörfern auch so gewollt, weil wir glauben, dass es für die Entwicklung der Kinder ganz wichtig ist. Somit stellt sich die Frage der Adoption bei uns nicht.
Viele Grüße, Alexandra
An meine Fahrradprüfung erinnere ich mich auch noch! 🙂