Muss ein SOS-Kinderdorf in die Öffentlichkeit gehen? Ist es richtig, dass Zeitungen und Fernsehsender über uns berichten? Immer wieder gibt es Spender, die daran Anstoß nehmen, die in Sorge um die Privatsphäre der Kinder den Kopf schütteln. Ich verstehe die Befürchtungen, aber sage dennoch: Behutsame Öffentlichkeitsarbeit ist für uns gut und notwendig.
Gerade erst hat die Presse über den Besuch dreier Musiker der Berliner Philharmoniker bei uns im Kinderdorf berichtet. Fast alle Mädchen und Jungen waren gekommen, um sich ein ganz tolles Streichkonzert anzuhören. Wenn ich daran denke, sehe ich sofort wieder den kleinen Mario vor mir, wie er da sitzt, voller Staunen, den Mund nicht zukriegt, und mit Händen und Füßen den Takt mitwippt.
In so einem Moment verschieben sich für die Kinder ein klein wenig die Verhältnisse: Ausnahmsweise sind sie mal diejenigen, mit denen die anderen gerne die Rollen tauschen würden. Und ob sie stolz sind, wenn uns zum Beispiel der österreichische Skispringer Andreas Goldberger besucht oder wenn der Fußballer Andreas Ivanschitz mit uns auf der Terrasse Kaffee trinkt!
Öffentlichkeitsarbeit – das klingt so nüchtern, aber letztendlich ist es auch ein Weg, die Spender an unserem Leben teilhaben zu lassen und darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig ihre Unterstützung für uns ist. Ohne sie gäbe es unsere Arbeit nicht!
Natürlich steht über allem das Wohl der Kinder. Wir achten sehr genau darauf, dass die Besuche im Kinderdorf nicht überhand nehmen, meistens finden solche Ereignisse an Weihnachten statt und dann noch mal an Muttertag, selten öfter. Und wenn zum Beispiel die leiblichen Eltern nicht möchten, dass ihr Kind fotografiert wird, dann wird das absolut respektiert. Oder wenn ein Kind nicht mit dabei sein möchte, was ich allerdings noch nicht erlebt habe. Meistens streiten sie sich eher darum, wer etwas sagen darf.
So, und nun muss ich all die Winterjacken, Handschuhe und Mützen, die ich schon gewaschen und verräumt hatte, wieder hoch holen. Nachdem wir vor ein paar Wochen schon im T-Shirt draußen waren, sind wir gestern wieder richtig eingeschneit worden. Soviel zum Frühlingsanfang.
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